Was ist Tinnitus (Morbus
Menière)? Was ist Tinnitus (Morbus Menière)? Millionen von Menschen haben Tinnitus: Bereits jeder Vierte von uns hat irgendwann in seinem Leben Erfahrungen mit Ohrgeräuschen/Ohrensausen in sehr unterschiedlicher Erscheinungsform gemacht. Immer mehr Jugendliche kennen bereits Ohrgeräusche. Mit Tinnitus (gesprochen: Ti-ni-tus, lateinisch = klingeln, klingen) bezeichnet man Hörempfindungen unterschiedlichster Art, die nicht von einer Schallquelle außerhalb des Menschen erzeugt werden und deshalb auch keine Signal- oder Informationsfunktion haben. Beim relativ seltenen "objektiven Tinnitus" liegt eine interne Schallquelle im Patienten vor. Die Geräusche können beispielsweise mit dem Stethoskop gehört werden. Beim "subjektiven Tinnitus", von dem in diesem Faltblatt die Rede ist, kann außer dem Betroffenen niemand sonst die Geräusche hören. Tinnitus wird in den allermeisten Fällen früher oder später als erträgliche Begleiterscheinung des täglichen Lebens empfunden (kompensierter Tinnitus). Häufig ist er für den Betroffenen aber auch eine sehr starke Lebensbeeinträchtigung (dekompensierter Tinnitus), zumindest in der Anfangsphase. Viele Betroffene verstehen ihn auch als eine Botschaft ihres Körpers, ja ihrer Seele. Sie beginnen, in sich hineinzuhorchen und zu erspüren, ob etwas falsch läuft in ihrem Leben. Geräusche aus dem Nichts Der Betroffene hört manchmal oder dauernd in einem Ohr, in beiden Ohren oder auch im ganzen Kopf Geräusche mit sehr unterschiedlichen Formen und Lautstärken, wie z. B. Sausen, Zischen, Klopfen, Dröhnen, Knarren, Knallen, Klingeln usw. Die Lautstärke kann den Geräuschen von Blätterrascheln entsprechen, manchmal aber auch einem Mopedgeräusch. Für den Arzt ist es nicht möglich, von der – subjektiv empfundenen – Lautstärke auf den Schweregrad der psychischen Belastung zu schließen. Vor allem in der angstbesetzten Anfangsphase kann diese Belastung wesentlich stärker sein als nach einer gewissen Gewöhnungszeit. Jeder Betroffene hat vermutlich seinen speziellen Tinnitus mit ganz individuellen Ursachen und Auswirkungen. Beim dekompensierten chronischen Tinnitus verbinden sich psychische Folgeerscheinungen mit dem Geräusch zu einem (nur) scheinbar unlösbaren Komplex (komplexer Tinnitus). Deshalb muß jeder Patient zusammen mit seinem Arzt oder Psychotherapeuten seine ganz individuelle Therapie suchen und finden. 1998/1999 wurde in einer wissenschaftlichen Untersuchung die Tinnitus-Situation in Deutschland statistisch exakt erfaßt. Demnach:
Über 50 % der Befragten mit Tinnitus leiden zudem unter einer Hörstörung und 44 % unter Hyperakusis, einer Überempfindlichkeit bei Geräuschen normaler Lautstärke. Tinnitus wird von den Fachleuten nicht als Krankheit, sondern als ein zumindest anfänglich auf eine Krankheit oder eine gesundheitliche Beeinträchtigung hinweisendes "Symptom" bezeichnet. Das bringt die Notwendigkeit mit sich, nach den denkbaren Ursachen zu forschen und zu ihrer Behebung beizutragen. Dazu sind neben dem Hausarzt zahlreiche Fachleute hinzuzuiehen, z.B. der HNO-Arzt, der Internist, der Orthopäde, der Zahnarzt, der Nervenarzt, der Neurologe, der Psychologe usw. Allerdings verselbständigt sich das Tinnitusgeräusch nach einer gewissen Zeit als selbstablaufendes Programm im Gehirn, in unserem Denken und Empfinden. Es verbindet sich in sehr unterschiedlicher Weise mit vorgegebenen oder durch das Geräusch erst aufgetretenen Ängsten. Erst dadurch gewinnt es einen störenden oder zeitweise quälenden Einfluß auf unser Leben. Diese Ängste erweisen sich aber später fast immer als unbegründet. Zu einer noch wesentlich günstigeren Tinnitusentwicklung trägt es bei, wenn Ärzte ihre Patienten von Anfang an gut informieren und von Ängsten freihalten.
Die anfänglichen Heilungs- und die späteren Besserungschancen sind in Deutschland als außerordentlich günstig zu bezeichnen. Im Endergebnis kann jedem Tinnituspatienten über kurz oder lang in weit über 90 % der Fälle durch Heilung oder Kompensierung (Besserung) des Tinnitus geholfen werden. Voraussetzungen: Optimale Information, Diagnostik, Behandlung, Anleitung und Mitwirkung des Patienten, fachlicher Rat. Jeder Tinnituspatient kann zur Besserung seiner Chancen beitragen. Empfehlungen: Gesunde Lebensführung, positives Denken, Entspannungsübungen und soziale Kontakte. Solche und andere Eigeninitiativen sind sehr wichtig. Die Behandlung – die
Rehabilitation Schlägt die Akutbehandlung nicht an, so spricht man von einem "chronischen Tinnitus". Die Aussichten seiner völligen Behebung ("Heilung") sind dann eher gering, ganz im Gegensatz zu den guten Chancen, einen nicht kompensierten Tinnitus in einen kompensierten, erträglichen Tinnitus zu verbessern. Dafür kommen andere und individuellere Methoden zur Anwendung als bei der Akutbehandlung.
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